Die östlich der Vogelsburg am Main gelegene Siedlung Ostheim (Astheim) schenkte König Arnulf von Kärnten in seiner Regierungszeit 887-899 dem Bonifatius-Kloster Fulda, bestätigt von seinem Sohn Ludwig IV. im Jahre 906. Es ist zu vermuten, dass die Herren zu Castell schon um 1100 Eigentümer dieser grundherrschaftlich organisierten Mainsiedlung mit Fähre, Mühle und Fischfang waren. Aber schon im Friedensvertrag vom 18. Januar 1230 durfte Graf Rupert zu Castell sein Astheim nur noch als hochstiftisches Lehen behalten. Die villa Ostheim erscheint auch im Teilungsvertrag 1265/67 zwischen den Brüdern Heinrich und Hermann zu Castell. Neben anderen Castell’schen Lehensträgern belegt der 1253 bezeugte Conradus nauta de Ostheim, dass das Fährrecht über den Main von Astheim nach Volkach schon immer an die Vogelsburg gebunden war.

Schon vor 1408 verzichtete Graf Leonhard zu Castell auf Astheim und übergab es mit Zustimmung des Würzburger Fürstbischofs als Lehnsherr an die Herren von Seinsheim. Am 29. Oktober 1408 verlieh König Ruprecht dem Erkinger von Seinsheim für seinen Ort Astheim das Marktrecht, das Bürgerrecht und die Blutgerichtsbarkeit und verordnete, nach dem Gericht der Reichsstadt Schweinfurt Recht zu sprechen. 1410 gestattete er, das Dorf Astheim zur Stadt zu erheben, was nie geschah. Mit Urkunde vom 2. Juni 1409 stifteten Erkinger von Seinsheim und seine Frau Anna von Bibra in ihrem Markt Astheim das Kartäuserkloster “Marienbrück”. Beide wurden dort auch begraben. Mit der Stiftung des Kartäuserklosters war unter der Landeshoheit der Fürstbischöfe von Würzburg an die Stelle der weltlichen Grundherrschaft des Erkinger von Seinsheim (Schwarzenberg) die geistliche Dorfherrschaft des Kartäuserordens getreten.

Damit die Bewohner den Gottesdienst in der eigenen Pfarrkirche feiern konnten, sollte der Markt und Leute zu Ostheim abgeschieden sein ewiglich (1408) von der Großraumpfarrei Volkach. Dies bestätigte der Würzburger Bischof Johann I. von Egloffstein mit der Urkunde vom 7. Juli 1410. Notwendig war ein neuer Pfarrkirchenbau anstelle der Filialkapelle. Am 1. Juli 1509 wurde die neue Pfarrkirche zu Ehren des Hl. Johannes vom Würzburger Weihbischof konsekriert. Die neu erbaute Konventskirche wurde am 8. Oktober 1608 geweiht. Von 1714-1731 war das Kloster wiederum Baustelle. Auch die Pfarrkirche wurde im Innern renoviert und ausgestattet: 1780 baute der Würzburger Bildhauer Simon Wagner die neue Kanzel, 1789 lieferte Johann Peter Wagner den Tabernakel zum Hochaltar und 1792 auch die beiden Assistenzfiguren Maria und Johannes.

Volkacher und Astheimer Bauern plünderten am 3. Mai 1525 das Kloster; 1633/34 nahmen die Schweden die Kartause in Besitz. Der Ort umfasste 1679 die ummauerte Klosteranlage als Herrschaftssitz und die vom Dorfgraben geschützte Gemeinde der Untertanen. Vier Tore sicherten Ein- und Ausgänge. Zur Gemeinde gehörten die Pfarrkirche St. Johannes mit dem Friedhof, das Rathaus und das Schulhaus. Gemeindeeigene Einrichtungen waren Badestube, Bäckerei und Schmiede.

Erhalten sind vom Kartäuserkloster das Eingangstor mit der Statue des Hl. Bruno und den Wappen der Fürsten zu Schwarzenberg und dem der Kartause, die Konventskirche (1603/07) mit dem neugotischen Portal, der Verbindungsgang (1583) mit dem Renaissanceportal, die Johanneskapelle (1583) sowie die Renaissanceanlage des Priorats (1583).

Nach der Auflösung des Kartäuserklosters 1803 kam die politische Gemeinde Astheim endgültig 1814 an das Königreich Bayern. 1954 erwarb die Gemeinde Astheim das Anwesen des Kartäuserklosters vom Fürstenhaus Schwarzenberg und richtete im Priorat das Rathaus ein. Die Diözese Würzburg richtete in den Gebäuden der Kartause das Museum Kartause Astheim ein. Es präsentiert eine Dokumentation der “Geschichte des christlichen Bildes in Liturgie und Frömmigkeit vom 14. bis zum 19. Jahrhundert”. Damit bereichert dieses Museum die Stadt und die Region qualitativ und hat der Kultur hier an der Mainschleife ein neues Zuhause geschaffen.

Nebenan im alten Schulhaus wurde nach Renovierung das Archiv der Stadt Volkach untergebracht. G.E.

  Eingangstor zur Kartause

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