Die erste urkundliche Erwähnung einer Villa Futerse ist aus dem Jahr 1158 überliefert. Damals gehörte der Ort zum Kloster Münchaurach. Wann Füttersee unter die Herrschaft der Grafen zu Castell gekommen ist, wissen wir nicht. Graf Hermann III. verkaufte jedoch den Ort samt Gericht, Vogtei und allen Gütern im Jahr 1317 an das Kloster Ebrach.
Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wird Füttersee protestantisch. Das war möglich, obwohl der Ort unter der Herrschaft des bekanntlich katholischen Klosters Ebrach stand, denn die kirchliche Hoheit über den Ort war weiter in Castell verblieben. So wurde Füttersee von der bereits evangelisch gewordenen Pfarrei Burghaslach betreut, nachdem es eine Reihe von Jahren in Folge der Reformation ohne eigenen Gottesdienst geblieben war. Die in Füttersee wohnenden Katholiken gehörten zu Geiselwind. Die Bewohner von Füttersee hatten – ohne Unterscheidung der Konfession – die Verpflichtung, die protestantischen Geistlichen, wenn diese zu Pferd von Burghaslach zum Gottesdienst herangeritten kamen, mit Trank und Speise zu versorgen. Dies war häufig Anlass zu Streitigkeiten, da die Katholiken, so wird überliefert, dem evangelischen Pfarrer die Speisung verweigerten. Wenn die Reihe an einem Katholiken war, musste der Pfarrer meist “ungessen” heimreiten und schon bei der Ankunft sein Pferd von einem Haus zum andern führen, bis ihn ein evangelisches Gemeindeglied aus Barmherzigkeit aufnahm.
Infolge einer zwischen dem Haus Castell und der Abtei Ebrach bestehenden Vereinbarung musste der Prälat zu Ebrach als Landesherr über Füttersee auch in das öffentliche protestantische Kirchengebet mit eingeschlossen werden. Dagegen stand Castell als Kirchenherrschaft bei Trauerfällen im gräflichen Hause das Recht auf das Trauergeläute zu, das aber auch bei “Absterben eines Prälaten zu Ebrach” zu erklingen hatte.
Heute gehört Füttersee zum Pfarramt Rehweiler. Die baulichen Anfänge der ev. Kirche liegen im 14. Jahrhundert; eine besondere Sehenswürdigkeit ist der Flügelaltar aus dem frühen 16. Jahrhundert (um 1510): Im Mittelschrein ist der Kirchenpatron Laurentius mit dem Palmzweig dargestellt, an seiner Seite die Apostel Petrus und Paulus; auf den Altarflügeln links Johannes mit Kelch, rechts Andreas mit dem Kreuz. Die Klappflügel der Rückseite zeigen Szenen der Marienverehrung: Die Verkündigung durch den Engel, der Besuch bei Elisabeth, Mariae Tod und ihre Krönung im Himmel legen in wunderbar erhaltenen, leuchtenden Farben Zeugnis einer jahrhundertelangen Kirchen- und Konfessionsgeschichte ab. Der Altar ist das Werk eines vermutlich Nürnberger Meisters, worauf nicht zuletzt die Nürnberger Burg im Hintergrund der Darstellung Mariens mit Elisabeth hindeutet. Bereits seit dem Jahr 1373 wird von einer Glocke der Kirche berichtet; die heute älteste Glocke stammt aus dem Jahr 1481 (Schlüssel zur Kirche bei Elisabeth Beck, Haus 13).
Flügelaltar in der ev. Kirche
Bemerkenswert sind im Ort schöne Fachwerkhäuser des 18. und 19. Jahrhunderts (Hausnummer 11 und 16) sowie die Toreinfahrt der Hausnummer 16 (Vasenaufsätze auf Sandsteinpfeilern) und die Toreinfahrt zum Anwesen Nr. 17.
Mehr als 30 Meter hoch ragt die mächtige Kaisereiche – auch Karlseiche genannt – bei Füttersee in den Himmel: Unter diesem Baum hat der Überlieferung nach bereits Kaiser Karl der Große vor über 1000 Jahren auf einer Reise durch Franken geruht. Auf jeden Fall zählt dieser Baum zu den ältesten solitären Bäumen Deutschlands.
Am Fußweg nach Geiselwind befindet sich ein spätmittelalterliches Sühnekreuz mit eingeritzter Axt. Es erinnert an einen in der Nähe erschlagenen Zimmermann. A.C.
FÜTTERSEE
Markt Geiselwind (Füttersee, Rehweiler)
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