GROßLANGHEIM

Markt Großlangheim (Atzhausen)
Schwarzacher Str. 4 - 97320 Großlangheim - Tel. 09325 97320 - Fax 09325 973240
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Das in der Gründungsurkunde des Klosters Megingaudshausen 816 genannte Lancheim kann weder Klein- noch Großlangheim zugeordnet werden. Münsterschwarzach besaß in maiori Lancheim einen Hof, den es 1270 an Eberhard Fuchs von Scheinfeld verkaufte, wobei Graf Heinrich II. zu Castell ihm das Rück-kaufsrecht auf vier Jahre garantierte. Diesen Hof schenkte der Ritter Eberhard Fuchs dann 1276 an die Zisterzienserabtei Ebrach. Später kam es zwischen Castell und Ebrach zu Unstimmigkeiten über die Zinsberechtigung dieses Ebracher Freihofs, wobei jedoch Castell 1378 durch einen Schiedsspruch auf seine Ansprüche verzichten musste. Unter den zahlreichen adeligen Grundherren am Orte besaßen die Grafen zu Castell spätestens seit dem 14. Jahrhundert den umfangreichsten Besitz. Die Hohenlohe, Seckendorff, Zollner, Heidingsfeld, Truchseß von Wetzhausen und andere wurden von ihnen zunehmend ausgekauft. Aus dem reichen Urkundenmaterial lassen sich wie sonst kaum die Verhältnisse des Ortes im Mittelalter beschreiben. Neben ihrer Wasserburg, die sie selbst bewohnten und häufig als Wittum verschrieben, besaßen die Casteller hier ein Centgericht mit einem Centgrafen und übten die vogteiliche Dorfherrschaft aus, lehenweise auch über
die würzburgischen Vogtleute. Sie selbst vergaben hier mehrere Lehen, z.B. an die Seckendorff, aber auch zahlreiche Bauern- oder Zinslehen. An dinglichen Rechten standen ihnen das Schäfereirecht und Wald-gerechtigkeiten zu. Darüber hinaus bezogen sie den Zehnt, mussten ihnen Frohnen und Dienste geleistet werden, worunter teilweise auch Herberg und Atzung gehörten. Ferner erhoben sie Steuern, Zoll und Geleitgeld, die beiden letzteren wohl auch vielfältig von Marktbesuchern.

Die Grafen zu Castell hatten in Großlangheim ein eigenes Vogteiamt, das auch über die Erhebung und Ablieferung der herrschaftlichen Einkünfte wachte. König Sigismund erteilte im Jahre 1414 aus kuniglicher miltikeyt dem Grafen Linhart die Erlaubnis, Großlangheim mit Mauern und Gräben zu umgeben sowie Wochenmärkte und zwei Jahrmärkte abzuhalten. Mit all diesen Rechten hatten die Grafen den Ort zu einem ihrer wichtigsten Plätze ausgebaut, der auf längere Sicht wohl auch als Ersatz für das verloren gegangene Volkach dienen sollte. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde aber auch Großlangheim in den großen Ausverkauf der Grafschaft hineingezogen und ging dauerhaft verlustig. 1447 verkaufte es Graf Wilhelm um 10.000 Gulden an die Grafen von Henneberg-Römhild und die Truchseßen von Wetzhausen, von denen es 1517 schließlich an das Hochstift Würzburg weiterverkauft wurde und bis zur Säkularisation 1803 dort verbleiben sollte.

Die Pfarrei zu Großlangheim wird erstmals im Lehenbuch des Grafen Leonhard 1399 mit einer Frühmesse und einer Mittelmesse erwähnt. Die heutige kath. Pfarrkirche St. Jakobus der Ältere wurde in den Jahren 1596 bis 1601 umgebaut, 1617 der Chor ergänzt und unter Bischof Philipp Adolf 1622/27 das Langhaus erweitert. An die Baumaßnahmen erinnern am Chorbogen die Wappen der Fürstbischöfe Julius Echter, Johann Gottfried von Aschhausen und Philipp Adolph von Ehrenberg mit den Darstellungen der Justitia und der Prudentia. 1821/22 wurde das Kirchenschiff nochmals mit halb-kreisförmigen Anbauten erweitert, die mit neugotischen Fenstern und Portalen versehen wurden. Der barock-klassizistische Hochaltar stellt die “Verklärung Christi” (1904) dar, im Antependium der Kirchenpatron Jakobus. Der Taufstein trägt die Inschrift 1700 und zeigt das Antlitz Christi auf dem Schweißtuch der Veronika. An der Nordwand hängt ein Renaissance-Altar von etwa 1540, der 1626 von der in der Predella dargestellten Stifterfamilie Eissner renoviert wurde. Zwischen den Säulen der auferstandene Christus. Die reich gestaltete Kanzel von dem Kitzinger Ignaz Spennkuch (1762) wird über dem Schalldeckel von Jesus als dem guten Hirten bekrönt. Am Korpus sind außen die Würzburger Heiligen Bruno, Kilian und Bonifatius dargestellt. Der Kreuzaltar in der südlichen Rotunde zeigt Maria und Johannes unter dem Kreuz, darüber drei Frauengestalten, die der Riemenschneiderschule zugesprochen werden: die Hl. Barbara mit dem Schwert, Maria mit dem Jesuskind und wahrscheinlich die Hl. Katharina, die hier ohne Attribut dargestellt ist. Diese Figuren standen vielleicht früher in der Antoniuskapelle. Die im hinteren Teil der Rotunde stehende Pietà ist wohl ein Werk von Tilman Riemenschneider selbst und gewiss das beeindruckendste Kunstwerk der Kirche. Weitere Werke aus der Riemenschneiderschule befinden sich im vorderen Hauptschiff: eine Anna Selbdritt und der Hl. Sebastian. Letzterem fehlen seit einem Diebstahl 1914 die ihn charakterisierenden Pfeile. Die zahlreichen Figuren aus der Riemenschneider-Werkstatt verdankt Großlangheim wohl dem damaligen Dorfherren Philipp Truchseß von Wetzhausen, der mit Riemenschneiders Förderer, dem Würzburger Fürstbischof Lorenz von Bibra, befreundet war und später auch in der Pfarrkirche beigesetzt wurde. An der Südseite ist noch eine Ölberggruppe aus dem 16. Jahrhundert zu sehen, neben der neuen Sakristei eine Kreuzigung(18./20. Jh.) und an der Nordseite das Lapidarium mit vielen restaurierten Originalen der Bildstöcke, deren Kopien bis heute zahlreich in der Großlangheimer Flur stehen. In der Mitte des Kirchplatzes steht der älteste Bildstock Großlangheims von 1501: Engel fangen das Blut Christi in Kelchen auf.

  Stifter-Wappen mit Heiligen an der Antoniuskapelle

Die kath. Antoniuskapelle (14. Jh.) verdankt ihre Entstehung vermutlich einer Stiftung des Grafen Hermann IV. zu Castell († 1363), Landrichter zu Nürnberg, und seiner Gemahlin Luckardis von Teck. 1399 wird die Kapelle zu St.Antoni in Großlangheim im Lehenbuch des Grafen Linhart Castell unter den geistlichen Lehen aufgeführt. Über dem spitzbogigen Portal prangt in einer Nische der quadrierte Wappenschild der Stifter, nämlich oben links das Wappen der Herzöge von Teck, oben rechts Castell, unten links Hohenlohe und unten rechts Montfort. Die Mutter des Grafen Hermann war Willebirg von Hohenlohe-Brauneck und die Mutter der Stifterin Gräfin Anna von Montfort-Tettnang. Den Helm zieren die Castell’schen Pfauenfedern. Rechts davon steht Antonius der Einsiedler, links der Hl. Georg als Mitpatron, darüber Maria mit dem Kind. In der Kapelle befinden sich einige herausragende Werke von Tilman Riemenschneider und seiner Werkstatt: An der linken Chorwand der Hl. Apostel Jakobus der Ältere (um 1510/15) mit Pilgerhut sowie Pilgertasche und langem Mantel, dann der Hl. Antonius Abbas (um 1510/15) mit Evangeliar in der linken Hand und Mönchskappe. Schließlich der jugendliche Hl. Laurentius mit Evangelienbuch, der auch als Patron der Weinberge verehrt wird. Auf einem Sockel unter der Empore steht eine Büste der Hl. Anna Selbdritt. In dem neugotischen Altar befinden sich zwei Holz-Reliefs mit der Grablegung Christi und der Bestattung des Paulus, künstlerisch beeinflusst von Riemenschneider. Der Bauzeit entstammen wohl auch die erst 1977 bei einer Restaurierung freigelegten Fresken, Szenen aus dem Leben des Hl. Antonius darstellend.

  Der Hl. Jakobus d.Ä. (Riemenschneiderwerkstatt 1510/15)

Die ehemalige Wasserburg der Grafen zu Cas-tell liegt am südlichen Dorfrand und ist über eine hölzerne Brücke zu erreichen. Die Ringmauer mit abgerundeten Ecken ragt noch einige Meter aus dem Wasser und gibt einen Eindruck von der früheren Größe der im Bauernkrieg zerstörten Anlage. Die ungewöhnlich zahlreichen Bildstöcke, Kreuzschlepper und Martern in Dorf und Flur können auf dem Großlangheimer Marterlesweg erwandert werden. J.D.

  Ehemalige Wasserburg

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