Vor den ersten schriftlichen Zeugnissen stehen Funde aus der Hallstatt- und Keltenzeit, aber auch die eines großen (37 ha) römischen Castellum auf dem Kapellenberg, die Nachricht von früher Besiedlung des heutigen Marktbreit geben. Die Ortsnamen Broite et Broite werden erstmals um 1266 als Besitz der Grafen zu Castell erwähnt. Im 13. Jahrhundert befanden sich die beiden Gründungsorte (später Niedern- bzw. Marktbreit und Obernbreit) im Besitz der Häuser Castell bzw. Hohenlohe-Brauneck. Castell verkaufte jedoch 1329 seine Güter an die Hohenlohe. Zeitweise war der Ort Niedernbreit an die Castell verpfändet, das Pfand wurde aber 1340 wieder eingelöst. Nach dem Aussterben der Braunecker Hohenlohe lag das Zollrecht von Niedernbreit bei den Hohenlohe-Speckfeld, fiel jedoch 1412 im Erbwege je zur Hälfte an Castell und an Limpurg und verblieb vorerst in ungeteilter Gemeinschaft. Die Casteller Hälfte dieses Rechts wurde 1435 vorläufig und 1482 endgültig an die Schenken von Limpurg-Speckfeld abgetreten.

1293 gehörte der Ort zur Mutterpfarrei Ochsenfurt, von der er sich mit Begründung einer eigenen Pfarrei 1324 löste.

Im Jahre 1409 erwarb Ritter Conrad von Seinsheim-Wässerndorf Teilrechte am unteren Dorf, aber erst ab 1451 hatten die Seinsheimer die Dorfherrschaft inne. Der Herrschaftswechsel im 16. Jahrhundert zu Georg Ludwig von Seinsheim aus der Linie Hohenkottenheim war für die weitere Geschichte des Ortes sehr bedeutsam. Georg Ludwig wurde 1514 als Sohn des Melchior von Seinsheim zu Kottenheim und der Anna zu Schwarzenberg geboren. Von seinem Großvater Johann (dem Starken) zu Schwarzenberg im evangelischen Glauben erzogen, stand er später wechselnd im Dienste des bayerischen Herzogs Wilhelm IV, der Markgrafen von Brandenburg, dreier Kaiser und dreier Würzburger Bischöfe, was ihm großen Ruhm und Verdienst einbrachte. 1580 wurde er dafür von Kaiser Rudolf II. in den erblichen Reichsfreiherrenstand erhoben. Auf Bitten Georg Ludwigs verlieh König Ferdinand I. 1557 dem Dorf Niedernbreit das Marktrecht samt Wappen und Siegel; 1562 folgte die Gewährung der Steuerfreiheit. Die Ortsherrschaft Georg Ludwig von Seinsheims führte Marktbreit zu einer ersten Blüte, wovon noch heute zahlreiche Gebäude Zeugnis geben. Die Zahl der Haushalte stieg bis zum Beginn des 30-jährigen Krieges von 150 auf 268. In seinem Testament (1589) legte der kinderlos gebliebene Seinsheim, wohl in Kenntnis der Geschichte des Ortes, fest, dass seine Güter unzertrennt und unbeschwert bleiben sollen. Das Erbe sollte auf die Erlacher Linie übergehen; für den Fall deren Aussterbens oder Misswirtschaftens jedoch an die Schwarzenberg, mit der ausdrücklichen Bedingung, dass diese meine Untertanen bei ihrer hergebrachten Religion ohne einige Verhinderung bleiben lassen. Als die Erlacher Linie der Seinsheim ihr fränkisches Besitztum verwirtschaftet und überschuldet hatte, wurden 1643 Teile der würzburgischen Lehen dem Reichshofrat Graf Johann Adolf zu Schwarzenberg zugesprochen.

1643 wurde Marktbreit geplündert. Die Pest forderte im selben Jahr 800 Menschenleben. Der einst blühende Marktort verödete.

Ein Erbstreit mit der Erlacher Linie zog sich bis 1655 hin. Die Erbeinigung ermöglichte es den späteren Fürsten zu Schwarzenberg, Marktbreit zu einer blühenden Handelsstadt mit überregionaler Bedeutung auszubauen. Die Zeit der Schwarzenberger Herrschaft war geprägt von einer toleranten Haltung des katholischen Grundherrn gegenüber der evangelischen Gemeinde sowie der Förderung des Handels. Geschickt wurde dabei die Konkurrenz christlicher und jüdischer Kaufleute genutzt. In der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts ließen sich Angehörige der kaiserlichen Oberhoffaktoren Wertheimer und Oppenheimer in Marktbreit nieder. Am Großhandel mit Wein und Getreide waren um 1740 etwa zur Hälfte jüdische Handelshäuser beteiligt. Auf dem Wasserweg reichten die Handelsbeziehungen Marktbreits bis in die Seehäfen der Niederlande und Englands. Von dort bezogen die großen Handelshäuser Spezerei- bzw. Kolonialwaren aller Art. Namentlich die Firma Günther war auf vielen europäischen Handelsplätzen wohlbekannt. Die Folgen der Gründung des Deutschen Zollvereins 1833 bewirkten eine erneute Blüte des Handels. Marktbreit schwang sich in den Jahren 1852 bis 1861 zum bedeutendsten Kaffeehandelsplatz Bayerns auf. Der Warenumschlag betrug im Jahr 1858 insgesamt 173.921 Zentner Waren, hiervon waren 17.215 Zentner Kaffee. Die Zolleinnahmen des örtlichen Hauptzollamtes betrugen um 1852 ca. 180.000 fl. und wurden bayernweit nur noch von Nürnberg übertroffen. Der überwiegend geschäftliche Briefverkehr entsprach einer Stadt von 40.000 Einwohnern. Die Verschiebung des Handels an die Knotenpunkte des neu entstehenden Eisenbahnnetzes führte Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Niedergang des Handels in Marktbreit. 1814 kam der Ort an Bayern, und 1819 wurde ihm schließlich durch den bayerischen König das Prädikat einer Stadt III. Klasse verliehen.

  Haus der Kaufmannsfamilie Günther (1725)

Beginnt man seinen Fußweg am Main, so fällt einem der wuchtige Kran ins Auge. Das 1773 beim herrschaftlichen Lagerhaus errichtete Bauwerk wurde nach dem Hochwasser 1784 erneuert und so massiv ausgeführt, dass es samt Prachtwappen des Stifters Fürst Johann I. zu Schwarzenberg bis heute überdauert hat. Das daneben liegende Schwarzenberg’sche Lagerhaus wurde im Krieg zerstört. In dem Nachfolgebau befindet sich heute eine Veranstaltungshalle.

Weit berühmt sind das Ensemble der Malerwinkelhäuser und das Maintor am Breitbach. Durch das im Jahr 1600 erbaute Maintor, 1946 nach Kriegszerstörung wieder aufgebaut, tritt der Besucher auf den Marktplatz. Gleich rechts erhebt sich das Renaissance-Rathaus (1579-1581) mit einem dreifach abgesetzten Steiggiebel, geziert von freistehenden Säulen sowie seitlich angebrachten Voluten. Im Innern führt eine gotische Wendeltreppe hinauf zur großen Ratsdiele mit reich geschnitzten Säulen und dem vollständig vertäfelten Ratssaal aus der Bauzeit des Rathauses. Auf dem Marktplatz flankieren zwei prachtvolle Barockhäuser den Eingang zur Schustergasse. Links der Gasse richteten 1725 die Günther ihre berühmte Handlung ein. Das gegenüberliegende, ebenfalls dreistöckige Haus, wurde 1719 vom kaiserlichen Oberhoffaktor Wertheimer erbaut und ist noch reichhaltiger als die Günther’sche Handlung mit Barockelementen verziert. In behäbiger Breite steht ihnen der Zierfachwerkbau des “Hotel Löwen” gegenüber. In anderen Straßen und Gassen finden sich noch zahlreiche alte, spitzgiebelige Fachwerkhäuser, teilweise aus dem 16. Jahrhundert. Die Stadtmauer mit Türmen und vielen romantischen Winkeln und Ecken lassen die vergangenen Zeiten noch heute erleben. In der ev. Stadtpfarrkirche St. Nikolaistehen die wappengeschmückten Epitaphien der Familie von Seinsheim aus dem 16. Jahrhundert. Unter den Friedhofsarkaden Grabmäler des 16. bis 19. Jahrhunderts. Das Geburtshaus des Neurologen Dr. Alois Alzheimer (geb. 1864) steht nach Voranmeldung offen. R.S.

  Malerwinkelhäuser

  Friedhofsarkaden (16. Jh.)

 zurück zur Kulturpfadkarte

 

 

Tourist-Information Marktbreit
Mainstr. 6 - 97340 Marktbreit - Tel. 09332 591595 - Fax 09332 591597

www.marktbreit.de - touristinfo@marktbreit.de
 

MARKTBREIT