Umrahmt von den beiden Wasserläufen der Schwarzach und des Castellbaches, die etwa auf der Höhe des Klosters in den Main münden, liegt die Abtei Münsterschwarzach, bis heute eine der größten benediktinischen Gemeinschaften Deutschlands. Gemäß dem Gebot ihres Hl. Vaters Benedikt “ora et labora” widmen sich einige hundert Mönche dem Gebet, der Seelsorge sowie der Mission und unterhalten darüber hinaus ein Gymnasium, einen landwirtschaftlichen Betrieb, verschiedene Ausbildungswerkstätten für Berufe des Handwerks bzw. Kunsthandwerks und eine Druckerei. Musikalisches Leben, die große Klosterbibliothek und eine Landvolkshochschule unterstreichen die religiöse und kulturelle Bedeutung der mittlerweile über 1200 Jahre alten Abtei.

Die Geschichte des Ortes reicht weit zurück bis in die Karolingerzeit, als an der Stelle der heutigen Abtei durch die in der Gegend begüterte Sippe der Mattonen um 780 ein Frauenkloster ins Leben gerufen wurde. Die Gründerin dürfte wohl Fastrada, die dritte Gemahlin Kaiser Karls des Großen, gewesen sein, die der Familie der Mattonen entstammte und ihre Erbgüter dem neuen Kloster übergab. Auf den Einfluss der Fastrada hin wurde aus diesem adeligen Eigenkloster ein Reichskloster der Karolinger, was es bis gegen 840 blieb.

Danach übernahm es Theodrada, die Tochter Karls und Fastradas, als Eigenkloster und wurde dessen Äbtissin. Sie unterstellte das Kloster 844 dem Schutz des Würzburger Bischofs, der es nach ihrem Ableben auch erben sollte. Trotzdem lassen sich noch bis 877 mit den Töchtern Ludwigs des Deutschen, Hildegard und Bertha, Karolingerinnen als Klostervorsteherinnen nachweisen. So konnte erst dann, mit dem Weggang der Nonnen nach Zürich, die alte Regelung Theodradas greifen und der Würzburger Bischof Arn das Kloster für sein Bistum
sichern.

In das verwaiste Kloster zogen jetzt die Benediktiner des Klosters Megingaudshausen, einer anderen Mattonenstiftung, ein. 816 hatten Graf Megingaud und seine Gemahlin Imma, also wahrscheinlich mattonische Vorfahren der Herren zu Castell, in Oberlaimbach bei Scheinfeld in Mittelfranken ein Kloster gegründet und es dem großen karolingischen Reichsabt Benedikt von Aniane unterstellt. Mit der Verlegung dieses Hausklosters der Mattonen 877 an den Main begann ein Streit zwischen dem Würzburger Bischof, an den ja das aufgelassene Frauenkloster hatte fallen sollen, und der Stiftersippe um die Rechte an Münsterschwarzach. Erst Kaiser Otto III. entschied 993 die Frage schließlich zugunsten Würzburgs.

Einen Neuanfang erlebte die Abtei durch den Würzburger Bischof Heinrich I., der 1002 Mönche aus dem Regensburger Kloster St. Emmeram berief. Dennoch war schon 1047 ein weiterer Reformanstoß notwendig, als der Würzburger Bischof Adalbero den seligen Abt Egbert und seine Mönche aus Gorze in Lothringen holte und damit Münsterschwarzach dem von jenem Kloster ausgehenden Reformkreis anschloss. Baumaßnahmen wie die Errichtung einer Schule, eines Spitals sowie die Erweiterung und Weihe der romanischen Klosterkirche 1074 machten diese Blütezeit sichtbar. Nun strahlten die Kräfte des Klosters auch nach außen: So war Münsterschwarzach u. a. an Gründung bzw. Aufbau der Klöster in Lambach/Oberösterreich, St. Stephan in Würzburg, Theres bei Schweinfurt und Michaelsberg in Bamberg beteiligt.

Mit dem Amtsantritt von Abt Dietrich I., der aus dem Kloster Hirsau im Schwarzwald gesandt worden war, zog 1136 der Geist der dortigen Reformbewegung auch in Münsterschwarzach ein und brachte die Abtei zu einer neuen Blüte, die sich durch bauliche Erweiterungen, aber auch durch die Beisetzung oder die Weihe eines Würzburger Bischofs in der Klosterkirche äußerte. Dafür spricht auch, dass es während des 12. Jahrhunderts immer wieder zu Güterübertragungen, Schenkungen und Verkäufen an das Kloster durch die Herren zu Castell kam, von denen sogar einige in der Abteikirche ihre letzte Ruhestätte fanden.

Das Haus Castell hatte bis zum Vergleich von 1230 auch die Vogtei über das Kloster inne. Wenn sie im 14. Jahrhundert nochmals als Klostervögte genannt werden, dann hatten sie dieses Recht nur noch als würzburgisches Lehen in ihren Händen. Überhaupt waren die Äbte je länger desto mehr daran interessiert, die Vogteirechte über die Güter und Dörfer des Klosters, die zum Teil im Besitz der Casteller gewesen waren, zurückzugewinnen. Im Zuge von Auseinandersetzungen der Herren und Grafen zu Castell mit dem Würzburger Fürstbischof wurde im Verlauf des 13. Jahrhunderts das Kloster dreimal schwer in Mitleidenschaft gezogen: So legten die Casteller und ihre Verbündeten in den Jahren 1228, 1266 und 1282 die Abtei in Schutt und Asche. Nicht zuletzt diese Zerstörungen trugen zum wirtschaftlichen Niedergang des Klosters in jenem Jahrhundert bei. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Abtei Münsterschwarzach schon vor 1290 die Wasserburg Reupelsdorf von den Grafen zu Castell als Lehen besaß, was ab und an zu kleineren Zwistigkeiten führte. Meist verliefen jedoch nach Aussage der Klosterchronik die jeweiligen Lehenmutungen, also die wiederholten Verleihungen des Lehens bei Amtsantritt eines neuen Abtes, ohne nennenswerte Probleme.

Nach einer kurzen Phase der Konsolidierung Anfang des 14. Jahrhunderts unter Abt Sifrid kam es zu inneren Wirren, die mehrmals zu zwiespältigen Abtswahlen führten. Trotz der Trennung von Abts- und Konventsgut 1345 wollte ein wirtschaftlicher Aufschwung des Klosters dennoch nicht recht gelingen. Die Schwierigkeiten hielten auch über das 15. Jahrhundert hinweg an. Selbst die Aufgabe des Adelsprinzips bei der Aufnahme von Novizen und ein Reformversuch mit Benediktinern vom Andreasberg in Fulda behoben die Krise keineswegs. Erst als sich unter dem Druck des Würzburger Fürstbischofs die Abtei 1480 der Bursfelder Kongregation anschloss, gelang es, das geistige Leben in Münsterschwarzach zu erneuern. Die wirtschaftlichen Probleme waren damit aber nicht gelöst, sie wurden durch die unruhigen Zeiten eher wieder stärker. 1525 plünderten die aufständischen Bauern das Kloster. Auch im Schmalkaldischen und im Zweiten Markgräflerkrieg erlitt die Abtei schwere Schäden.

Das ungewöhnliche Konventsiegel der Benediktinerabtei Münsterschwarzach zeigt die Hl. Felicitas mit ihren sieben Märtyrersöhnen.

 

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gelang schließlich der Wiederaufstieg Münsterschwarzachs, das jetzt sogar im Stande war, selbst mehrere Klöster zu reformieren: Theres trat in den Bursfelder Verband ein, Banz erhielt einen neuen Konvent aus Münsterschwarzacher Mönchen, und die Leitung des Klosters St. Stephan in Würzburg wurde von Abt Johannes Burckhardt mitübernommen. Der Dreißigjährige Krieg unterbrach die Hochblüte; die Mönche mussten vor den Schweden fliehen, die 1632 die Abtei verwüsteten. Doch schon 1636 kehrten die Patres in das ausgeplünderte Kloster zurück und begannen mit dem Wiederaufbau der Gebäude wie auch der entvölkerten Klosterdörfer. Die Äbte der Folgezeit wirkten mit größtem Erfolg, was sich an dem wandelnden Erscheinungsbild der Klosteranlage abzeichnete.

In der zweiten Hälfte des 17. und im 18. Jahrhundert verwandelte sich die Abtei in ein prachtvolles Barockkloster. Erstes Anzeichen der architektonischen Erneuerung war im Jahr 1652 die Errichtung eines neuen Torhauses, das bis heute noch existiert. Abt Augustin Voit setzte die Baumaßnahmen 1697/1698 mit dem Neubau des ebenfalls noch erhaltenen Gästeflügels durch Valentino Pezzani fort. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts entschied man sich zu einem grundlegenden Neubau der Anlage. Durch Abt Januarius Schwab beauftragt und gestützt auf eine Vorplanung Johann Dientzenhofers schuf Joseph Greising die neuen Konventgebäude als eine nach Osten hin geöffnete Dreiflügelanlage.

Der krönende Höhepunkt des Ganzen sollte die Klosterkirche werden. Abt Januarius hatte als Architekten den jungen Balthasar Neumann gewonnen, der hier von 1727 bis 1743 seinen ersten großen, eigenständigen Kirchenbau aufrichtete. Eine hochragende Doppelturmfassade schloss die kreuzförmige Basilika mit mächtiger Vierungskuppel im Westen ab und prägte das fränkische Land. Die qualitätvolle Innenausstattung stammte aus den Händen berühmter Meister wie Johann Evangelist Holzer, der beiden Feichtmayr und Johann Georg Üblher sowie Giovanni Battista Tiepolo.

Als letztes entstand ab 1744 die bis heute erhaltene Klostermühle Neumanns. Im Jahr 1802/1803 fiel die Abtei der Säkularisation durch den neuen bayerischen Landesherrn zum Opfer. Das Kloster wurde aufgehoben, die Mönche vertrieben und das Klostergut versteigert, die Gebäude im Lauf des 19. Jahrhunderts bis auf geringe Reste abgebrochen. Einer der größten Kulturfrevel jener nüchternen Zeit stellt wohl die Demolierung der prächtigen Balthasar-Neumann-Kirche dar.

Nach 110 Jahren konnten 1913 die Missionsbenediktiner von St. Ottilien die Reste des ehemaligen Klosters erwerben und wiederbesiedeln. Rasant wuchs die Gemeinschaft, die bereits 1938 über 400 Mitglieder zählte. Neue Abteigebäude wuchsen in die Höhe. 1935 bis 1938 kamen die Baumaßnahmen mit der Vollendung des gewaltigen Münsters von Prof. Albert Boßlet zum vorläufigen Abschluss. 1941 wurde das Kloster von der Gestapo beschlagnahmt. So konnte das monastische Leben erst wieder am Ende des Zweiten Weltkrieges aufblühen. Mit dem Neubau des Ostflügels, des Gymnasiums und anderer Baulichkeiten erhielt Münsterschwarzach sein heutiges Aussehen.

Die monumentale Abteikirche mit ihren vier wuchtigen Türmen beherrscht weithin die Landschaft am Main und zeigt, wie die Neigung zur riesenhaften Form auch den katholischen Kirchenbau der 30er Jahre beeinflusste. Der Bau ist von den Formen der Romanik geprägt und weist nur wenig bauplastische Zier auf. Über dem Hauptportal, das von Figuren der vier Evangelisten geschmückt wird, öffnet sich eine große Rosette ins Kirchenschiff. Im Inneren beeindrucken vor allem die gewaltigen Dimensionen. Die meisten Austattungsstücke sind von den Kunstwerkstätten der Abtei geschaffen, wie die Madonna von Br. Franz Blaser oder der Hoch-altarkruzifixus von Br. Valen-tin Kraus. Das im Kloster eingerichtete Missionsmuseum informiert über die vielfältigen Aufgaben des Ordens vor allem in Schwarzafrika, zeigt daneben aber auch eine kleine, interessante Ausstellung zur Geschichte der Abtei. P.A.S.

 

   Wappenstein des Abtes Remigius Winckel im Torhaus der Abtei (1652)

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