Die Geschichte des Ortes Obereisenheim ist außerordentlich eng mit derer der Grafen zu Castell verbunden. Isanesheim wird bereits 786, und dann 788 und 819 in einigen Schenkungsurkunden an das Kloster Fulda erwähnt. Die Schenker gehörten der Gaugrafen-Familie der Mattonen an, die 816 auch das Benediktiner-Kloster Megingaudshausen (später Münsterschwarzach) gegründet hatten, in dessen Gründungsurkunde erstmals der Ort Castell erwähnt wird. Damit gab es seit der ersten Nennung beider Orte eine enge Verbindung, und es ist eine bereits im 16. Jahrhundert und bis heute fortdauernd formulierte These der Geschichtsforschung, dass eben dieses Gaugrafengeschlecht der Mattonen die Vorfahren der späteren Grafen zu Castell sind. Denn der Besitz der Mattonen und späteren Grafen Castell überschneidet sich nicht nur in Obereisenheim und Castell, sondern noch in über 20 weiteren Ortschaften.
1225 erscheint Graf Rupert zu Castell erstmals als Inhaber von Vogteirechten in Isensheim. 1291 wird dann erstmals Ober-Eissensheim genannt. Daneben besaßen das Kloster Maidbronn, die Abtei Ebrach, der Bischof von Würzburg und das St. Stephansstift zu Bamberg Güter in Obereisenheim.
St. Stephan war hier auch Zehnt- und Patronatsherr, hatte also das Vorschlagsrecht für die Besetzung der Pfarrei. Während die anderen Besitzer von Rechten in Obereisenheim in den späteren Jahrhunderten wechselten, konnten die Grafen Castell ihre Vogteirechte später zu einer unbestrittenen Landeshoheit über ihr am Main gelegenes Dorf ausbauen. Wiederholt wurde Obereisenheim von den Grafen Castell aus Geldnot verpfändet, so 1280 an den Burggrafen Friedrich von Nürnberg, in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts an einen Johann vom Rode und dessen Frau Elisabeth, 1447 an Georg Fuchs von Bimbach, 1472 an Jörg von Gebsattel gen. Rack, 1476 an den Würzburger Bischof Rudolf von Scherenberg und zuletzt 1523 erneut an die Fuchs von Bimbach. Immer wieder aber kauften die Casteller ihren Ort am Main zurück, wobei dies im Jahr 1484 jedoch nur gelang, weil die Obereisenheimer selbst einen Teil des “Lösegeldes” aufbrachten.
Auch die Obereisenheimer beteiligten sich im Bauernkrieg an den Aufständen und zogen im “vendlin” (Fähnlein) des Hauptmanns Johann Buthner aus Volkach bis vor Würzburg. Graf Wolfgang zu Castell, der die Festung Würzburg gegen die Bauern verteidigte (während sein eigenes Schloss in Flammen und Rauch aufging), setzte sich jedoch bei Bischof Konrad von Thüngen für ein mildes Strafgericht ein. Lediglich Hans Vogel und Hans Pfender zu Obereisenheim mussten nach einer verbüßten Haftstrafe, am Samstag nach Quasimodogeniti 1531, dem Grafen Wolfgang Urfehde schwören, d.h. in einem öffentlichen Friedensversprechen die Beendigung der Feindschaft erklären.
1496 wurde die Ulrichskapelle zur Pfarrkirche erhoben, und im Frühjahr 1559 konnte die Pfarrei von Graf Conrad zu Castell mit Georg Marius, dem ersten evangelischen Pfarrer in Obereisenheim, besetzt werden. Bis 1969 waren die Grafen und späteren Fürsten zu Castell Patronatsherren der Kirche.
Während des Dreißigjährigen Krieges im April 1627 kam große Not über den
Ort, als Obereisenheim von Schönburg’schen Reitern besetzt wurde. “Schon mußten viele Leute ihre Zuflucht zu Kleienkuchen, ja unzeitigen Holzbirnen nehmen, den unersättlichen Hunger nur ein wenig damit zu stillen.” (A. Sperl) Auch nachdem die Schweden 1633 dem Herzog Bernhard von Sachsen-Weimar die Bistümer Würzburg und Bamberg übertragen hatten, änderte sich die Situation kaum. Besonders die obere Grafschaft und damit auch das Dorf Obereisenheim hatten unter Plünderung und Einquartierung zu leiden
Bischof Johann II. von Würzburg entscheidet in der zwischen Graf Linhart zu Castell und dem Kapitel zu St. Stephan in Bamberg entstandenen Streit um Atzungsansprüche in Ober- und Untereisenheim zugunsten von St. Stephan (1. November 1413).
Nach den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs werden in Obereisenheim und Castell – erstmals in Deutschland – die Silvaner-Reben genannt. Am 5. April 1659 ließ Graf Wolfgang Georg I. zu Castell 25 Österreicher Fechser (= Silvaner) bei dem Obereisenheimer Wirt Georg Kraus einkaufen, um sie anschließend in die herrschaftlichen Weinberge in Castell einzupflanzen.
1739 erhielt Obereisenheim von Graf Johann Friedrich zu Castell-Rüdenhausen (siehe Friedrichsberg) das Marktrecht verliehen. Im Zuge der Mediatisierung fiel der Ort mit der Grafschaft Castell 1806/14 an das Königreich Bayern.
Das Rathaus ist ein Fachwerkbau mit Mansarddach.
Die ev. Pfarrkirche ist in ihren wesentlichen Teilen 1496 entstanden; um das Jahr 1600 wurde der Turmerhöht und mit seinem heutigen Spitzhelm versehen. Der spätbarocke Altar ist mit dem Ehewappen des Grafen Johann Friedrich zu Castell-Rüdenhausen und dessen dritter Gemahlin, Katharina Hedwig Gräfin zu Rantzau geschmückt, über dem Altar die Orgel mit Akanthusranken aus dem Jahr 1700; die Kanzel mit Putten, Pelikan, den vier Evangelisten und einem Castell’schen Wappen (um 1750). Eine eindrucksvolle Holz-Kassettendecke mit über 300 Feldern ist ein schönes Beispiel der Renaissance-Ornamentik. Der Taufstein stammt aus 1523. Auch die beiden Glocken (1782)im Kirchturm tragen Casteller Wappen. Die Friedhofsmauer aus dem 15. Jahrhundert diente ursprünglich Befestigungszwecken, wie man an den noch erhaltenen Schießscharten sehen kann; hindurch führt ein Rundbogenportal (1744) mit dem Wappen des Grafen Johann Friedrich und dessen (vierter) Gemahlin, Eleonore Christiane Gräfin zu Hohenlohe-Neuenstein-Oehringen.
Die Friedhofskapelle wurde im Jahr 1612 erbaut und weist über dem Renaissance-Portal ein gräflich Castell’sches sowie zwei bürgerliche Wappen auf. Es handelt sich um eine Predigerkapelle ohne Altar, das gotische Chorgestühl entstammt der ehemaligen Klosterkirche Heidenfeld. Die Innenausstattung wurde im Spätrokoko um das Jahr 1790 restauriert. Wappen der Grafen Castell am Pfarrstuhl sowie das Gemeindewappen an der Treppe zur Orgelempore.
Chorgestühl in der Friedhofskapelle
Im Ort sind Reste der einst mächtigen Ortsbefestigung zu sehen. Ein ebenfalls der Verteidigung dienender Rundturm trägt das Wappen des Grafen Wolfgang zu Castell und seiner Ehefrau Martha Gräfin v. Wertheim (1536).
Im Ort (Wipfelder Straße) befindet sich das Museum Erzgebirgischer Spielzeugwinkel mit handwerklichen Arbeiten aus dem Erzgebirge in wechselnden Ausstellungen. A.C.
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OBEREISENHEIM