Zwischen 887 und 899 schenkte der Karolinger Arnulf von Kärnten die auf der gemeinsamen Mark gelegenen grundherrschaftlich organisierten Siedlungen Volkach und Obervolkach an das Bonifatius-Kloster Fulda, 906 bestätigt von seinem Sohn Ludwig IV. Hier schufen die Bäche Volkach und Weidach mit hoher Mühlendichte zwei gut begehbare Täler, die Hauptwege nach Osten zwischen 7. und 12. Jahrhundert. Doch um 1100 dürfte sich der Übergang der Herrschaft des Reichsklosters Fulda an das vom Reich begünstigte edelfreie Geschlecht der Castell vollzogen haben. Im Sühnevertrag von 1230 wird Obervolkach nicht genannt, aber im Teilungsvertrag 1265/67 ist die villa Obernvolca aufgeführt.
Im Jahre 1257 lebte im Ort der Castell’sche Lehensmann Konrad von Obervolkach. 1257 überließ Graf Heinrich II. dem Kloster St. Markus zu Würzburg zwei Hufen, 1306 kamen bereits verpfändete Castell’sche Güter und Gefälle an die Johanniter zu Würzburg, 1314 folgte ein weiterer Hof. Das Hufeland verlieh 1303 das Hochstift Würzburg. Der Zerfall der Castell’schen Herrschaft an der Main-schleife brachte eine weitere Aufteilung des Dorfes und der Gemarkung an Lehensträger der Castell, beispielsweise an die Fuchs, die Berlichingen, die Zollner und die Crailsheim. Die Dorfherrschaft übten 1522 je zur Hälfte die Grafen von Henneberg und das Hochstift Würzburg aus. Seit 1542 war der Fürstbischof von Würzburg alleiniger Dorfherr, nachdem er die Zinsen von den Herrschaften Limpurg, Henneberg und Weinsberg eingelöst hatte. Bei schweren Strafsachen gehörte Obervolkach zur Cent Schwarzach.
Obervolkachs Befestigungsanlage kann sich nicht mit denen von Volkach und Sommerach messen; es handelt sich um eine einfache ummauerte Häuserwehr. Reste aus dem 16. Jahrhundert wie auch das alte Torhaus, eine einstöckige Anlage mit Fachwerkobergeschoss, und eine rundbogig geöffnete Durchfahrt wurde 1921 abgerissen.
Obervolkach war von Anfang an eine Filiale der Großraumpfarrei am Volkacher Kirchberg. 1435 finden wir die Selbstständigkeit der Pfarrei unter Pfarrer Heinrich Apt erneut bestätigt. Die kath. Pfarrkirche St. Nikolaus wurde von Fürstbischof Julius Echter 1614 erweitert und renoviert, die im 19. Jahrhundert eingerichteten neugotischen Altäre wurden bei der Renovierung 1953/54 entfernt. 1976/77 wurde die Grundfläche der Kirche erweitert und das Innere neu gestaltet. Die Pfarrkirche St. Nikolaus bewahrt dreispätgotische Kunstwerke: Papst Urban I. um 1490, Maria mit Kind um 1500 und Johannes d. T. um 1500.
Eine steinerne Rundbogenbrücke mit der Statue desHl. Nepomuk verbindet die beiden malerischen Siedlungsteile und führt zur 1716 erbauten Friedhofskapelle St. Michael mit den spätgotischenSkulpturen von 1500: eine Pietà, St. Johannes und St. Korbinian, die Hl. Odilia und eine Äbtissin mit Stab. Über dem rundbogigen Friedhofsportal zeigen drei Steintafeln: das Weihejahr 1606, die Kreuzigung, das Wappen des Fürstbischofs Julius Echter und fünf weitere Wappen. Oberhalb dieser Kapelle steht der Tabernakelbildstock von 1716 mit dem kreuztragenden, von einem Knecht getretenen Heiland.
Hl. Odilia
Es ist 887-899/906 weder ein Dorf noch eine Burg auf dem Stettenberg überliefert. Aber schon 1225 waren nur noch die Gräben der Burg auf dem Stettenberg (iuxta fossatum castri Stettenberg) vorhanden. Graf Rupert zu Castell besaß in diesem Jahr Weinberge neben dem Burggraben am Stettenberg. Weiter sind im Teilungsvertrag der Grafen zu Castell 1265/67 überliefert der nördlich und östlich an die Burg anstoßende Wald (silua in Stetenberch), die (Stetten)Mühle (molendinum sub castro) und das Wasser (lacus, die Volkach?). 1339 bat Graf Friedrich IV. den Kaiser um Erlaubnis, den purkstal zu Stetenberg wieder aufbauen zu dürfen. Kaiser Ludwig der Baier stimmte zu, setzte aber die Einwilligung des Würzburger Bischofs voraus, der freilich einem neuen Burgbau an dieser Stelle seines Hochstifts nicht freundlich gestimmt war, da ihm schon seit 1328 die Hälfte der Stadt Volkach gehörte. G.E.
Mauerreste der Stettenburg
Tourist-Information Volkach (Eichfeld, Rimbach, Krautheim,
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OBERVOLKACH