Die markante Lage des Schwanbergs hat zu allen Zeiten Menschen angezogen. Bereits um 100.000 v. Chr. haben Neanderthaler hier einzelne Spuren hinterlassen. In der Mittelsteinzeit, ca. 7.000 v. Chr., hat die erste heute noch nachweisbare ständige Siedlung existiert, und um 500 v. Chr. entstanden die Wallanlagen, die die einzig flache, östliche Seite des Schwanbergs vor Angreifern schützen sollten. Die vordringenden Kelten ergänzten diese um eine Trockenmauer zu einem keltischen Oppidum. Diese “Stadt” nutzten auch die nachrückenden Germanen, bis schließlich auch sie im 6. Jahrhundert n. Chr. von den Franken verdrängt wurden. Obwohl archäologische Grabungen eine fast durchgängige Besiedlung auf dem Schwanberg bewiesen haben, wird der “Swaneberg” erst 1230 in einer Urkunde erwähnt, in der Graf Rupert zu Castell nach heftiger Fehde in einen Vergleich mit dem Würzburger Bischof Hermann einwilligen musste. Damals sollten die Grenzstreitigkeiten zwischen Castell, Iphofen und dem Schwanberg geregelt werden. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts sind adelige Vögte und Dienstmannen des Hochstifts Würzburg nachgewiesen, die hier auch zahlreiche Lehen besaßen. Anfang des 14. Jahrhunderts scheinen die v. Wenkheim die würzburgischen Lehen vollständig an sich gebracht zu haben und bleiben bis kurz vor ihrem Aussterben die Herren des Schwanbergs. Um das Jahr 1515 wurden die des Raubes verdächtigten Brüder Philip und Endres v. Wenkheim von dem brandenburgischen Amtmann Johann Graf zu Castell im Wirtshaus zu Wiesenbronn verhaftet und in Kitzingen im Turm gefangen gehalten. Im Bauernkrieg brannte das Schloss ab, wurde aber bald wieder aufgebaut. Von dem letzten Wenkheim kaufte Fürstbischof Julius Echter den Schwanberg mit Zubehör zurück, der seitdem mit hochstiftischen Förstern und Pächtern besetzt wurde. Nach der Säkularisation 1803 wechselten die Besitzer mehrfach. Jean Dern erwarb 1897 das Anwesen und gilt als der Wiederhersteller des Schwanbergs. Er machte aus dem Schloss ein beliebtes Ausflugsziel mit Gastronomie und einen Treffpunkt fränkischer Dichter.

1911 kam der Schwanberg in Castell’schen Besitz. Alexander Graf von Faber-Castell, Sohn des Fürsten Wolfgang zu Castell-Rüdenhausen und Ehemann der Eigentümerin des weltbekannten Nürnberger Bleistiftunternehmens A.W. Faber-Castell kaufte das Schloss mit dem umliegenden Grundbesitz. Er renovierte es und ließ 1919-1921 nordöstlich des Schlosses den Park anlegen, an dessen Ende sich das Mausoleum befindet, in dem er und seine zweite Frau Margit Gräfin v. Zedtwitz von Moraván und Duppau beigesetzt sind. Ihr Sohn Radulf Graf zu Castell-Rüdenhausen, der heutige Eigentümer, verpachtete das Schloß 1957 der Communität Casteller Ring. Dieser evangelische Frauenorden führt im Schloss und in den davor neu errichteten Gebäuden das “Geistliche Zentrum Schwanberg” als Tagungsstätte.

  Mausoleum

Die neue St. Michaelskirche wurde 1987 von dem Münchener Architekten Alexander von Branca im Auftrag der Communität Casteller Ring erbaut. Sie verbindet “konzentrierte Sammlung und weltoffene Weite”, wie es dem Wesen der Communität entspricht. Zu den täglichen Stundengebeten und Gottesdiensten sind Gäste stets willkommen.

Sehenswert ist der eingangs erwähnte keltische Wall mit vorgelagertem Graben, vom Schloss etwa ein Kilometer Fußweg in östlicher Richtung. Der stellenweise noch bis zu sechs Meter hohe Wall sicherte die keltische Siedlung nach Osten, während die anderen Richtungen durch das natürliche Gefälle vor Angriffen geschützt waren. Die innere Fläche misst knapp 170 ha und schloss Acker- und Weideland mit ein. Unterhalb des Schlosses der “Kapellrangen” mit herrlicher Aussicht. Der Grundriss der im 14. Jahrhundert erstmals genannten St. Michaels-Kapelle ist hier durch Steinplatten gekennzeichnet. J.D.

 

Die 1950 gegründete Communität Casteller Ring ist eine Gemeinschaft von Frauen, die in der evang.-luth. Kirche als Ordensgemeinschaft im Geist der Regel des Hl. Benedikt lebt.

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