Im Jahr 918 wird wisenheida erstmals in einer Urkunde Konrads I. erwähnt, womit der König eine Schenkung des Bischofs Drakolf von Freising an das Kloster Schwarzach bestätigte. Später gelangte Wiesentheid in den Besitz der Grafen zu Castell. Vom 13. bis zum 16. Jahrhundert erschienen verschiedene Rittergeschlechter als Castell’sche Lehensträger. Den größten Lehensbesitz sicherten sich ab der Mitte des 15. Jahrhunderts die Fuchs von Dornheim. Die Witwe des letzten hier ansässigen Fuchs vermählte sich 1676 mit Johann Otto von Dernbach, der Wiesentheid 1682 zum Markt erhob. Nachdem Graf Dernbach kinderlos gestorben war, heiratete seine dritte Gattin Maria Eleonore (geb. v. Hatzfeld-Gleichen) am 14.11. 1701 den Reichsgrafen Rudolf Franz Erwein von Schönborn (1677-1754), unter dessen Herrschaft bald eine rege Bautätigkeit einsetzte. So entstanden die heute noch das Ortsbild prägenden Barock- und Rokokobauten. 1714 wurden durch Vertrag die letzten Rechte, die der Grafschaft Castell in Wiesentheid verblieben waren, vom Hause Schönborn abgelöst. Als die Grafschaft im Jahre 1806 dem Königreich Bayern einverleibt wurde, verteilte Hugo Damian Erwein I. von Schönborn den Familienbesitz an seine drei Söhne. Franz Erwein Damian erhielt dabei den Wiesentheider Anteil, den sich die Familie von Schönborn bis auf den heutigen Tag bewahren konnte.

Das Wiesentheider Schloss war einst ein Castell’sches Lehen, das im Mittelalter häufig den Besitzer wechselte und das wir uns erheblich kleiner vorstellen müssen als die heutige Anlage. Einschneidende Veränderungen bahnten sich 1547 an, als Valentin Fuchs von Dornheim das “Sitzlein” mit 23 Hausgütern und Feldlehen von Graf Conrad zu Castell als Erblehen erwarb. Vier Generationen lang, bis 1673, bewohnten nun die Fuchs von Dornheim den Ansitz, der sich während dieser Zeit zum Schloss wandelte. Ein Relikt dieser Zeit ist der 1576 unter Hans Fuchs entstandene Fuchsbau. Dieses stattliche Renaissancegebäude dürfte Wiesentheids ältestes Haus sein.

Seit 1701 (offiziell: 1704) befindet sich das Schloss im Besitz der Grafen von Schönborn. 1711-1720 wurden unter der Regie des Jesuitenpaters Loyson umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt. So erhielt der Fuchsbau drei neue Flügel, die Türme wurden erhöht und neue Barocktore eingesetzt. Auch das mächtige Portal am Ostflügel mit Schönborn-Hatzfeld’schem Doppelwappen stammt aus dieser Bauperiode. Der ca. 10 ha große Park war einst ein barocker Lustgarten, der im 19. Jahrhundert zu einem Landschaftspark englischen Stils umgestaltet wurde.

Die katholische St. Mauritiuskirche, eine Stiftung des Grafen Rudolf Franz Erwein von Schönborn, entstand 1727-1732 nach Plänen Balthasar Neumanns. Die Bauausführung lag in Händen des Wiesentheider Baumeisters Joh. Georg Seitz. An der Fassade über dem Rundbogenportal sieht man am Architrav ein Chronostichon (Jahreszahl 1732). Darüber das Schönborn-Hatzfeld’sche Familienwappen mit zwei Löwen als Wappenhalter. In den Seitennischen sind Statuen des Hl. Franziskus und der Hl. Eleonore, der Namenspatrone des Stifters und seiner Gattin, zu sehen. In der Mittelnische zeigt eine Figur den Hl. Mauritius. Statuen und Wappen sind Arbeiten des Frankfurter Bildhauers Heinrich Stahler.

  Allianzwappen Schönborn-Hatzfeld an der Mauritiuskirche

Besonders sehenswert ist die barocke Innenausstattung. Zunächst überrascht die Architekturmalerei des italienischen Freskomalers Giovanni Francesco Marchini (†1716), der hier die Illusion eines hohen Kuppelbaues schuf. Der prächtige Hochaltar ist ein Werk des Dettelbacher Künstlers Johann Christian Mayer. Die Heiligenfiguren an den Altären sind Arbeiten des Würzburger Hofbildhauers Jakob van der Auvera (1672-1760). Der Wiesentheider Kunstschreiner und Ebenist Johann Georg Neßtfell (1694-1762) fertigte den kunstvollen Tabernakel auf dem Hochaltar und andere hochwertige Einlegearbeiten. Auch Seitenaltäre, Oratorien, Beichtstühle, Orgelgehäuse und Kanzel sind seine Werke. Zudem wurde die Kalvarienberggruppe zwischen Kirche und Pfarrhaus von Neßtfell gestiftet (Ausführung: Lukas van der Auvera, 1766).

Rathaus:Der reizvolle Rokokobau wurde 1741-1743 errichtet. Über dem Portal sieht man die Wappen des Marktes Wiesentheid und der Grafen von Schönborn. Im 18. Jahrhundert diente das Rathaus dem gräflichen Marktrichter als Amtsgebäude, später dem Königlich Bayerischen Amtsgericht. 1978 erfolgte eine Erweiterung des Baues.

Schon 1704 hatte man ein Bittgesuch zur Erbauung eines neuen Pfarrhauses bei Graf Rudolf Franz Erwein eingereicht. Bald darauf beauftragte der Graf den Baumeister Johann Leonhard Dientzenhofer (1660-1707) mit der Ausfertigung der Baupläne. Man liest oft, das Pfarrhaus wäre 1721 erbaut worden. Es datiert jedoch lediglich eine Abschlussrechnung des Bürgermeisters Hans Beck aus diesem Jahr. Da sich Becks Amtszeit aber nur von 1708-1713 erstreckte, muss der Bau viel früher fertiggestellt worden sein. Wohl bedingt durch den nachgiebigen Untergrund und die Abtragung des “Schlossberges” (1846) sowie der Straße auf der Südseite (1808), traten rund 100 Jahre nach der Erbauung erste tiefe Risse am Pfarrhaus auf. So waren in der Folgezeit immer wieder Reparaturen erforderlich, um das Haus in bewohnbarem Zustand zu halten. Erst durch die kürzlich durchgeführte gründliche Renovierung, bei der auch die Grundmauern stabilisiert wurden, konnte das Haus wieder in ein barockes Schmuckstück verwandelt werden.

  Pfarrhaus

Die Schönborn’schen Barockhäuser in der Kanzleistraße baute Johann Georg Seitz in den Jahren 1723-1729. Das nördlichste, schlossartige Gebäude mit großem Innenhof und Schönbornwappen, flankiert von zwei Löwen im Giebel über der Einfahrt, wird der “Seehof” genannt.

Die Grundsteinlegung der Kreuzkapelle erfolgte schon zu Graf Dernbachs Zeiten Anno 1686. Die Bauleitung wurde dem Würzburger Hofbaumeister Antonio Petrini (1621-1701) übertragen, der den Bau 1692 fertigstellte. 1712-1730 ließ Graf Rudolf Franz Erwein durch Pater Loyson dem achteckigen Kuppelbau vier Flügel kreuzförmig anfügen und unter dem Altar eine Familiengruft anlegen. Bei der Gestaltung der Innenausstattung wirkten die Meister, die auch in der Pfarrkirche gearbeitet hatten, mit. Marchini malte ein zusammenstürzendes Gewölbe an die Decke, Neßtfell war für die Schnitz- und Intarsienarbeiten zuständig. Bemerkenswert ist neben einer Kreuzigungsgruppe Auveras auch die Stuckierung, die noch aus dem 17. Jahrhundert stammt.

  Kreuzkapelle

Die Mariensäule auf dem Marienplatz wurde 1859 im neugotischen Stil von Carl von Heideloff errichtet und am 15. August des selben Jahres feierlich eingeweiht. Der ca. 100 Zentner schwere Sockelstein ruht auf einem Rost aus Eichenstämmen, welcher zur Stabilisierung des feuchten Untergrundes erforderlich war. 1864 erhielt die Säule eine Kniesteinumfassung und 1865 eine Eisengalerie nebst vier Kandelabern (neu angefertigt 1999).

Apotheke:1750 wurde das hübsche zweigeschossige Apothekengebäude am Marienplatz errichtet. Die Sockel der Obergeschossfenster zeigen Gitter und Muschelwerk. In einem der Fenstersockel steht die Inschrift: Wer will bauen an gassen und straßen der Mus Ein Jeden Reden lassen. D.K

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