Der karolingische Hausmeier Karlmann übereignete um 741/42 dem neu gegründeten Bistum Würzburg 25 Kirchen, von denen eine die königliche EigenkircheSt. Martin zu Uueolendishaim war. Nur wenige Jahre später schenkte er dem gleichen Bistum den Zehntertrag eines königlichen Fiskalgutes in Willanzheim. Die Lage dieses Königshofes konnte aber bisher noch nicht lokalisiert werden.
1137 schenkte ein Edler Gerung, der sich von Willanzheim nannte, seine gleichnamige Burg (castrum Wielandesheim) dem Domstift bzw. dem Bischof Embricho von Würzburg. Das Domstift wiederum vergab hier mehrere Lehen an adelige Geschlechter. Nach 1315 empfing zum Beispiel Graf Friedrich zu Castell die Vogtei Willanzheim von Würzburg zu Lehen. Diese Vogtei verliehen die Castell ihrerseits weiter an die Ritter von Heidingsfeld, später an die Fuchs von Dornheim. Im 15. Jahrhundert besaßen hier auch die Wenckheim Castell’sche Lehensgüter.
Am Ortsausgang Richtung Iphofen stand eine Burg, die den Adelsgeschlechtern (Wenkheim, Seinsheim, Fuchs) zum Wohnsitz diente. Seit 1629 unterstanden alle Willanzheimer Lehensgüter dem Hochstift Würzburg. Das Schloss war zu diesem Zeitpunkt schon in einem baufälligen Zustand. Heute erinnert nur noch der Flurname “Schlossberg” an den einstigen Adelssitz.
Um 1300 wurden die Gaden der Kirchenburganlage in Willanzheim errichtet. Eine Zwischenwand in der Rathausgade stammt nachweisbar aus dem Jahre 1330 und gehört damit zu den ältesten erhaltenen Flechtwänden in Deutschland überhaupt. Die Bedeutung der Figur an der Südseite der Kirchenburg konnte bis heute noch nicht geklärt werden. Die mächtige Kirchenburg ist sichtbares Zeichen für das Selbstbewusstsein der Willanzheimer. Im Weistum aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ist darum auch vermerkt: (12) Item were es, ob die vogtherren veindtschaft hetten und gejagt wurden, so soll man sie in den kirghoff lasen selbander oder selbtrit, als lang darine zu pleyben, biß das ir feindt verreiten; und darauß solten sie on schaden zigen und nicht darauß k(r)ichen.Das Eingangstor zur ehemaligen Kirchenburg ist zugleich das Rathaus. Am Tor befinden sich zwei eiserne Maßbänder (u.a. Würzburger Elle mit 83,3 cm).
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die 1699 erbaute kath. Pfarrkirche St. Martin in Brand geschossen und vollkommen zerstört. Sie wurde schon 1948 wiederaufgebaut und modern ausgestattet.
Mittelalterliche Flurdenkmäler gibt es auf dem 5 km langen Willanzheimer Dorfkulturweg zu entdecken: “Ellengeren” (kleinparzellierte Felder durch Realteilung) und Mittelwaldbewirtschaftung (bereits im Weistum werden Strafen für Holzfrevel erwähnt) bestimmen noch heute die Umgebung des Ortes. Neben mehreren Bildstöcken steht an den Dorfausgängen nach Norden und Westen jeweils eine Kapelle. Westlich des Ortes befindet sich im Großen Mühlenholz eine keltische Viereckschanze, deren Wallreste sich nur noch leicht aus dem Boden erheben. I.R.E.
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WILLANZHEIM